Moratorium

Moratorium

Das Aktionsbündnis „Gedenken gestalten – HuPfla erhalten“ fordert:
Moratorium statt Abriss der HuPfla!

Die Abrisspläne für den Kopfbau, des letzten Patientengebäudes der HuPfla, sind beschlossen. Der Stadtrat hat dies in zwei Sitzungen in den letzten Monaten bekräftigt und zur Umgestaltung als Gedenkort für die Opfer der Euthanasie in der NS-Zeit einen kleinen Gebäudeteil am Ostende des Nordflügels festgelegt.

Alle Entscheidungen erfolgten bislang ohne ausreichende öffentliche Diskussion. Der von der Stadtratsmehrheit nach der Wahl 2014 versprochene Dialog mit der Bürgerschaft blieb aus. Die Euthanasiemorde in Erlangen wurden allerdings in den letzten Monaten zu einem öffentlichen Thema. Beigetragen haben dazu mehrere gut besuchte Veranstaltungen zur Euthanasiegeschichte, zahlreiche Presseartikel und die Arbeit des Aktionsbündnisses sowie die Sammlung von über 2400 Unterschriften für den Erhalt des Kopfbaus.

Wir fordern daher mit Nachdruck einen öffentlichen Diskussionsprozess mit Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt, wie ein Gedenk- und Lernort gestaltet sein sollte. Um Zeit für diesen kreativen und ergebnisoffenen Prozess zu gewinnen, muss der beschlossene Zeitplan außer Kraft gesetzt werden.

Inhaltlich setzt sich das Aktionsbündnis dafür ein, dass die Diskussion nicht auf die Ausgestaltung einer Minimallösung reduziert wird, sondern sich auch auf Konzepte erstreckt, die einen größeren Raumbedarf haben. Weitere Überlegungen verdienen aus Sicht des Aktionsbündnisses vor allem die folgenden drei Varianten eines aktiven, Denkanstöße gebenden Gedenk- und Lernorts, die ohne Erhalt des gesamten Kopfbaus nicht realisierbar sind:

Dokumentationszentrum zur Geschichte der Psychiatrie und des Umgangs mit behinderten Menschen
Themen: Geschichte der Heil- und Plegeanstalt und der psychiatrischen Universitätsklinik, Schwerpunkt: „Euthanasie“- Verbrechen in der NS-Zeit, Einordnung in übergeordnete Zusammenhänge
Zeitraum: 1846 – 1977, Rückblick auf die Anfänge der Psychiatrie im späten 18. Jahrhundert, Schwerpunkt NS-Zeit, Blick auf die Gegenwart
Raumbedarf: 2000 m² - 4000 m²

Dokumentationszentrum zur Medizin der NS-Zeit in Erlangen
Themen: Patientenmorde im Rahmen der T4-Aktion und des Hungerkosterlasses, Zwangsterilisationen und Zwangsabtreibungen an Ostarbeiterinnen (Frauenklinik), Forschung und Lehre an der medizinischen Fakultät der FAU, Einordnung in übergeordnete Zusammenhänge
Zeitraum: 1933 – 1945, Vorgeschichte, Aufarbeitung nach 1945
Raumbedarf: 2000 m²

Dokumentationszentrum zur „Euthanasie“ in Bayern
Themen: Patientenmorde im Rahmen der Aktion T4 und des Hungerkosterlasses im bayerischen Raum, u.U. erweitert durch das Thema „Zwangsterilisationen und Zwangsabtreibungen an Ostarbeiterinnen“, Einordnung in übergeordnete Zusammenhänge
Zeitraum: 1939 – 1945, Vorgeschichte, Aufarbeitung nach 1945
Raumbedarf: 3000 m² - 4000 m²

Flächenbedarf insgesamt: 1800 m² - 3700m²

Als Träger kommt ein Trägerverein infrage, dem die Universität Erlangen-Nürnberg, das Universitätsklinikum Erlangen, die Stadt Erlangen und u.U. der Freistaat Bayern angehören.
Der Raumbedarf resultiert aus folgendem Raumprogramm: Gedenkraum u. ständige Ausstellung, Sonderausstellungsfläche, Verkehrsflächen, Infrastruktur (Foyer, Empfang, Buchladen, Garderobe, Besucher-WCs, Cafeteria; Veranstaltungsraum, museumspädagogischer Raum, öffentliche Bibliothek oder Filmsaal), Verwaltung, Depot bzw. Archiv.

Bei kleineren Lösungen können die nicht benötigten Flächen des Kopfbaus von der Universität für verschiedene Zwecke genutzt werden: Büroräume für andere Institute, Wohnungen oder auch die Unterbringung von Sammlungen bzw. ein Universitätsmuseum, so es gewünscht wird.

Für die Ansiedelung des „Max-Plank-Zentrums für Physik und Medizin“ sind Lösungen zu suchen, die mit dem Erhalt des Baudenkmals zu vereinbaren sind. Für die mittelfristig geplanten Neubauten des „Translational Research Centers“, Bauteile TRC 2 und 3, sollen andere Standorte gefunden werden, falls eine Ansiedlung im Areal der ehem. HuPfla nicht möglich ist.



Aktionsbündnis „Gedenken gestalten – HuPfla erhalten“
Juni 2019
Sprecher: Johannes Mann + Werner Lutz